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News | Basketball

 

 

 16. September 2002 Quelle: BASKETBALL Nr. 37/38 vom 10. September

 

 

Too young to die, too old to whistle?
Autor: Horst Schneider

 



Eine WM mit bis zu acht l Spielen pro Tag zwingt jeden Beobachter zur Selektion: Manche schauen sich nur die Spiele „ihres" Teams an, andere Zuschauer sieht man von morgens bis abends auf ihrem Platz sitzen: Journalisten, Scouts, die ganz harten Fans und auch so manchen Schiedsrichter. Efim Resser, der einzige deutsche Schiedsrichter bei dieser WM, schaute sich in Indianapolis, wenn er nicht gerade selber im RCA Dome oder im Conseco Fieldhouse mit der Pfeife auf dem Parkett stand, bei der WM so viele Partien an wie möglich. „Da gibt es so viel zu sehen und zu lernen. Wie pfeifen die Südamerikaner? Wie gehen andere Referees mit kritischen Situationen um? Wie reagieren die Spieler?", weiß der Berliner, dass man auch als erfahrener Schiedsrichter immer noch dazulernen kann - und muss.

Der gebürtige Russe mit deutschen Vorfahren, der 1991 Deutschland zu seiner Wahlheimat machte und neben dem Basketball als selbstständiger Versicherungsmakler arbeitet, blickt mittlerweile auf eine fast 3O-jährige Schiedsrichterkarriere zurück und hat dabei schon so einige schwierige Situationen gemeistert. Nie vergessen wird er z.B. eines seiner ersten Europaligaspiele als Referee 1991 in Tel Aviv zwischen Maccabi und Jugoplastika vor 10.000 tobenden Fans: „Dawar so viel Druck in der Halle und es war so laut, dass man die eigenen Pfiffe nicht hören konnte."

In Erinnerung bleibt natürlich auch das Debüt des US-Dream Teams 1992 in Barcelona gegen Angola, das Resser pfeifen durfte. Nach einem rüden Foul von Charles Barkley an einem Angolaner stand der deutsche Referee im Brennpunkt: "Wenn ich fies gewesen wäre, hätte ich ihn dafür disqualifizieren können. Aber da saßen soviele Zuschauer vor dem Fernseher, nur um Charles Barkley zu sehen. Da habe ich es bei einem unsportlichen Foul belassen." Das war allerdings bereits genug, um sich Barkley zum Feind zu machen: "Immer wenn er an mir vorbei lief, raunzte er mir irgendetwas Verächtliches zu". In einer Spielpause ging Resser dann auf Barkley zu und fragte ihn: "Hast Du in der Schule noch irgendetwas anderes gelernt als 'fuck you?" Von da an herrschte Ruhe zwischen Barkley und Resser.

Es gibt offenbar nicht nur die Maßnahme des technischen Fouls, um ein Spiel in geordneten Bahnen zu halten: „Der Schiedsrichter darf sich nicht nur auf die Regeln berufen, er muss als Moderator und als Diplomat zwischen beiden Parteien balancieren", beschreibt Resser seinen Job. Das dafür notwendige Fingerspitzengefühl gewinnt man nur aus Erfahrung und aus Beobachtung: „Ein Referee muss auch das Spiel verstehen, muss antizipieren können, wie die Spielzüge der Teams verlaufen, sonst verliert er die Übersicht und die Kontrolle über das Spiel." Deshalb schaut sich Resser stets möglichst viele Spiele auch als Zuschauer an.

Womöglich wird Resser seine reiche Erfahrung aber in Zukunft gar nicht mehr einsetzen können - jedenfalls nicht in Deutschland. Die Schiedsrichter-Kommission des DBB hat dem Berliner nämlich im Frühjahr mitgeteilt, dass man auf seinen Einsatz für die Saison 2002/03 verzichten will. Begründet wurde das mit einer FIBA-Regel, die für Schiedsrichter eine Altersbegrenzung von 50 fahren vorsieht.

Eine von Resser beantragte Ausnahmegenehmigung wurde von der Schiedsrichter-Kommission unter Hinweis auf das Beispiel von Peter George abgelehnt. George hatte vor Jahren eine solche Ausnahmegenehmigung erhalten, hatte seine Schiedsrichtertätigkeit jedoch im folgenden fahr wegen Knieproblemen beenden müssen. Resser verweist hingegen auf seinen tadellosen gesundheitlichen Zustand: „Ich laufe jede Woche drei mal, spiele Basketball und fahre am Wochenende 30 bis 40 km Fahrrad. Wenn ich bei den medizinischen Tests durchfalle - o.k., dann höre ich sofort auf", betont Resser. Aber solange er noch in diesem Gesundheitscheck besser abschneidet als manch jüngerer Kollege, sieht er in dem Beschluss, Referees ab 50 nicht mehr zuzulassen, reinen Formalismus: „Es gibt keine Altersbegrenzung für Spieler, keine für Trainer. Wozu brauchen wir das bei Referees?" fragt Resser, der vor einigen Monaten für die souveräne Leistung des hitzigen Halbfinal-Duells zwischen Bonn und Köln mit Lob überhäuft wurde und nun auf einmal plötzlich für die Bundesliga nicht mehr gut genug sein soll.

Hinzu kommt, dass die von der FIBA vor zehn Jahren eingeführte Altersbegrenzung inzwischen in vielen europäischen Ländern (Frankreich, Spanien, Osteuropa) außer Kraft gesetzt worden ist und auch von FIBA-Europa selber überdacht wird. Zum einen bleiben die Referees auf Grund verbesserter Ernährung und besseren Trainings länger fit als früher, zum anderen benötigt man angesichts des allgemeinen Übergangs zu drei Schiedsrichtern mehr qualifizierte Schiedsrichter als früher - und die sind nicht nur in Deutschland Mangelware.

Auch die Euroleague hat sich längst über die Altersbegrenzung hinweggesetzt und Efim Resser für die kommende Saison eingeladen. Kurios: In der Europaliga und im ULEB-Cup, den beiden europäischen Top-Wettbewerben, wird Efim Resser in der kommenden Saison als einziger deutscher Referee neben Murat Biricik pfeifen - in der Bundesliga soll er das nicht mehr dürfen.

In Barcelona schüttelt man über die Deutschen insgeheim den Kopf: Da gibt es auf internationaler Ebene ohnehin schon viel weniger Referees aus Deutschland als aus den anderen Ländern - und dann verbieten die Deutschen ihrem besten Schiedsrichter noch das Pfeifen im eigenen Land. Von den 48 Klubs in Euroleague und ULEB-Cup kommen vier aus Deutschland, von den knapp hundert Referees in diesen beiden Wettbewerben stellt Deutschland nur zwei. Nicht nur BBL-Commissioner Otto Reintjes, der übrigens wie fast alle Bundesligisten Resser gerne weiter in der Liga haben wurde, sieht hier erheblichen Nachholbedarf.

Dabei könnte der derzeit einzige in Europa wirklich etablierte deutsche Referee bei den Anstrengungen, die nächste deutsche Schiedsrichter-Generation auf europäischer Ebene einzuführen, gute Dienste leisten. Denn natürlich läuft auf dieser Ebene nur wenig ohne Lobbyismus - von alleine werden deutsche Referees hier nicht eingeladen werden. Da müssen schon „Anregungen" von Seiten der Bundesliga, des DBB oder eben von bereits etablierten Schiedsrichtern kommen: „Ich könnte da soviel für unsere jungen Schiedsrichter machen. Aber das ist natürlich doppelt schwer, wenn ich im eigenen Land nicht mehr pfeifen darf. Dann fassen sich die in Barcelona doch an den Kopf, fürchtet Resser, und auch DBB-Präsident Roland Geggus empfiehlt der Schiedsrichter-Kommission mittlerweile, den „Fall Resser" noch einmal zu überdenken: „Als die Entscheidung getroffen wurde, war noch gar nicht bekannt, dass Efim Resser in der kommenden Saison Europaliga pfeifen würde. Das hat neue Voraussetzungen geschaffen."

Fazit: Indianapolis dürfte die letzte WM für Efim Resser gewesen sein. Aber die humorvolle und souveräne Art des Berliners könnte uns trotzdem noch etwas erhalten bleiben: In der Europaliga auf jeden Fall - und vielleicht auch in der Bundesliga.

 

 

 

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Letztes Update:
28. Dezember 2002

 

© Axel Beckmann