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Efim
Resser gehört zu den besten seiner Zunft
und ist mit 51 Jahren wieder dabei.
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Bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona ist Dick Bavetta 51 Jahre alt und
der Senior seiner Zunft. Elf Jahre später leitet der Profi-Schiedsrichter der
Nordamerikanischen Basketball Association – kurz NBA – die Finalspiele zwischen
den San Antonio Spurs und den New Jersey Nets. Bavetta hat bereits die Sechzig
überschritten.
Würde der
NBA-Veteran in Deutschland seinem Job nachgehen, hätte er seine Pfeife 1991 an
den Haken hängen müssen – aus Altersgründen. 50 Jahre und kein bisschen älter -
so lautete bislang die Vorgabe der deutschen Schiedsrichterkommission, und die
orientierte sich dabei an dem Reglement der FIBA. Der Weltverband hatte in den
achtziger Jahren die Altersobergrenze eingeführt, um in erster Linie den
Nachwuchs-Unparteiischen eine Chance und eine Perspektive zu bieten.
Doch Basketball-Europa hat sich in
den vergangenen Jahren drastisch verändert: Neben der FIBA existiert seit dem
25. Juni 1991 auch die ULEB (Union of European Leagues of Basketball), die auf
internationaler Ebene, analog der FIBA, im Männerbereich zwei Wettbewerbe, die
Euroleague und den ULEB-Cup, durchführt. 137 Mannschaften gehen somit in der
Spielzeit 2003/2004 international an den Start. Hinzu kommt, dass immer mehr
nationale Ligen, darunter Spanien, Italien, Frankreich und eben Deutschland, auf
drei anstelle von zwei Referees setzen. Was wiederum zur Folge hat, dass der
Bedarf an qualifizierten Schiedsrichtern zunimmt.
Der veränderten Situation hat nun auch die
s.Oliver BBL Rechnung getragen. Die Altersobergrenze für Spitzen-Schiedsrichter
der Beletage fällt ab der kommenden Saison weg – allerdings mit der
Einschränkung, dass bei über 50-Jährigen „die Leistung und die Fitness
regelmäßig überprüft werden müssen“, wie Michael Geisler erläutert. Er könne
sich aber gut vorstellen, so der Vizepräsident des Deutschen Basketball Bundes
(DBB) für die Bereiche Sportorganisation, Spielbetrieb und Schiedsrichterwesen,
dass es irgendwann keine Einschränkungen mehr gebe.
Auch der General Commissioner der s.Oliver
BBL, Otto Reintjes, befürwortet die Öffnung. „Es kann nicht sein, dass das Alter
das entscheidende Kriterium ist. Ob jemand aufhören muss oder nicht, sollte
einzig und allein von der Leistungsfähigkeit abhängen. Und die wird schließlich
durch die Tests, die Vereine und die Technischen Kommissare bewertet.“ Zudem, so
Reintjes weiter, spiele die Physis bei der neuen Drei-Mann-Technik eine nicht so
herausragende Rolle wie bei der Zwei-Mann-Technik.“
Für Efim Resser, 51, bedeutet die geänderte
Regelung ein Comeback in Deutschlands Arenen. Der Versicherungsvertreter aus
Berlin musste vor einem Jahr seine Schiedsrichter-Karriere beenden, weil er das
Alterslimit erreicht hatte. Sein letztes Spiel leitete er am 13. Mai 2002. Es
war die vierte Begegnung der Play-off-Halbfinale-Serie zwischen RheinEnergie
Cologne und den Telekom Baskets Bonn. Resser, der sich selbst als „Halbprofi“
bezeichnet, gehörte bis zu seinem Ausscheiden zu den Top-Referees der Liga.
International, und das war das Kuriose, konnte Resser, der genau wie Bavetta
1992 in der katalanischen Metropole zu den Unparteiischen gehörte, weiter seiner
Schiedsrichter-Tätigkeit nachgehen – und zwar auf höchstem Niveau in der
Euroleague.
„Natürlich
freue ich mich, dass ich wieder dabei sein kann“, sagt Resser und führt noch
einen weiteren Punkt an, der für die Aufhebung des Limits spricht: Mittlerweile
habe man doch einen Lebensstandard erreicht, der es einem ermögliche, sich auch
in höherem Alter fit zu halten. Resser, der an mehreren Welt- und
Europameisterschaften – sein letzter großer Auftritt war bei der WM 2002 in
Indianapolis – sowie europäischen Endspielen teilgenommen hat (Korac-Cup 1998
und 1999), ist in der s.Oliver BBL der einzige, der die Fünfzig überschritten
hat.
Während im Basketball
die Beschränkung eingeschränkt fällt, geht in anderen Sportarten, darunter
Fußball, der Trend dahin, die Grenze herunterzusetzen. Dort werde, so
DBB-Generalsekretär Peter Klingbiel, darüber diskutiert, ob früher als zurzeit
mit 48 Jahren Schluss sein solle. Was bei den Kickern passieren könnte,
interessiert Resser, der in der damaligen UdSSR seine Schiedsrichterlizenz
erwarb, derzeit nicht. „Für mich zählt erst einmal die kommende Saison“, sagt
er. „Bin ich danach noch physisch und mental auf der Höhe und genüge den
Anforderungen der Schiedsrichterkommission, mache ich weiter. Sollte ich
allerdings merken, dass ich meinen eigenen Ansprüchen nicht mehr gerecht werde,
höre ich auf und gebe mein Wissen und meine Erfahrung an die Jüngeren weiter.“
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