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Quelle: www.spiegel.de
/ 23. April 2004
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"Die deutsche Blechpfeife" EMPÖRUNG ÜBER MERK |
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Fußballerisch wurde beim Champions-League-Halbfinale zwischen dem
FC Porto und Deportivo La Coruña wenig geboten. Dafür sorgte der deutsche
Schiedsrichter Markus Merk für Aufregung. Wegen eines fragwürdigen
Platzverweises kurz vor Schluss hagelt es nun Kritik von allen
Seiten.
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Protestierende Deportivo-Spieler, Schiedsrichter
Merk: "Typischer Deutscher"
| Porto -
Merk, Referee aus Kaiserslautern, der erst am Wochenende beim
Bundesliga-Schlager Borussia Dortmund gegen Bayern München (2:0) arg gescholten
worden war, pfiff auch nach dem Halbfinal-Hinspiel in Porto heftiger Gegenwind
entgegen. "Die Leistung des Referees war eines Halbfinales unwürdig", beklagte
das spanische Sportblatt "As". In Portugal titelte "O Jogo": "Blechpfeife! Der
FC Porto hatte heute einen Zahnarzt auf dem Spielfeld gehabt und keinen
Schiedsrichter." Die Empörung über Merk, der hauptberuflich als Zahnarzt tätig
ist, drängte die Berichte über das eher dürftige 0:0 im Halbfinal-Hinspiel
zwischen Porto und La Coruña in den Hintergrund.
Portos Coach Jose
Mourinho war nach der Partie kaum zu beruhigen: "In zwölf Jahren im Europapokal
habe ich eine solche Schiedsrichterleistung noch nicht gesehen." Die Portugiesen
fühlten sich um einen Elfmeter gebracht und bei Abseits-Entscheidungen
benachteiligt. Die Spanier beklagten sich dagegen darüber, dass Merk die raue
Gangart der Platzherren durchgehen ließ.
Rot für einen
freundschaftlichen Stups
Die umstrittenste Entscheidung war jedoch
der Platzverweis für La Coruñas Innenverteidiger Jorge Andrade, der für einen
Scherz die Rote Karte bekam. Andrade hatte Portos am Boden hockenden Regisseur
Deco mit dem Fuß in die Seite gestoßen. Für Merk bestand kein Zweifel:
Tätlichkeit und Feldverweis. Aber was für den deutschen Referee mit der größten
internationalen Erfahrung wie ein Fußtritt aussah, war in Wirklichkeit ein
freundschaftlicher Stups. "He, steh' mal auf!", wollte Andrade dem hockenden
Deco bedeuten.
Beide Fußballer sind nämlich - und dies wusste Merk
anscheinend nicht - seit Jahren enge Freunde. Sie spielten früher bei Porto in
einem Team und teilen in der portugiesischen Nationalelf das Zimmer. "Jorge
würde mir niemals etwas antun", versicherte Deco später. Andrade versuchte nach
dem Abpfiff, dem Referee die Szene zu erläutern, sagte aber frustriert: "Merk
ist ein typischer Deutscher. Der lässt nicht mit sich reden." La Coruña will die
Rote Karte bei der Uefa anfechten lassen.
Merk schilderte seine Sicht der
Dinge nach seiner Rückkehr am Donnerstag: "Über den Platzverweis gibt es
überhaupt keine Diskussion. Für jeden im Stadion und im Fernsehen war sichtbar,
dass der am Boden liegende Spieler einen Tritt ins Kreuz erhielt. Da konnte es
nur Rot geben. Mit der Scherzversion wird jetzt versucht, einen glasklaren
Tatbestand mit neuen Varianten zu verändern."
"Schlechtestes
Halbfinalspiel aller Zeiten"
Doch nicht nur für den Schiedsrichter
gab es schlechte Noten. Die mit harten Bandagen geführte Partie war für das
Sportblatt "Marca" das "schlechteste Halbfinalspiel aller Zeiten". Porto spielte
nur zwei Chancen heraus, einen Lattentreffer von Maniche (66. Minute) und einen
Kopfball von Jankauskas (82.), der das Tor knapp verfehlte. "Depor" schoss nicht
ein einziges Mal auf das Gehäuse von Vítor Baia. Beide Teams scheuten aus Angst
vor Konterattacken das geringste Risiko.
Die spanische Zeitung "El País"
fühlte sich gar an den Kalten Krieg erinnert: "Es herrschte ein Gleichgewicht
des Schreckens." Das 0:0 lässt für das Rückspiel alles offen. "Gelsenkirchen ist
schwer auszusprechen. Aber es ist leicht, davon zu träumen", lautete das Fazit
der portugiesischen Zeitung "Diário de Notícias". |
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