Berliner monieren merkwürdige Schiedsrichter-Entscheidungen in
Karlsruhe
Eile war eigentlich nicht geboten für die Spieler von Alba Berlin am
Samstagabend. Nach getaner Arbeit in der Karlsruher Europahalle hätte es der
Basketball-Bundesligist ruhig angehen lassen können, der Rückflug war erst für
gestern mittag aus Stuttgart gebucht. Doch nach der 68:70 (62:62;
36:28)-Niederlage nach Verlängerung vor 4200 Zuschauern bei der BG Karlsruhe
wollten die Albatrosse nur noch weg. Kommentarlos stiegen sie in den Bus, der 20
Minuten nach Spielende den Parkplatz in Richtung Mannschaftshotel verließ.
Der Ärger hatte sich über das gesamte Spiel aufgestaut. Denn obwohl Alba die
Partie beim Tabellenneunten "eigentlich im Griff hatte", wie Team-Manager
Henning Harnisch sagt, kam es zu der unnötigen Niederlage. Der Grund dafür
sollen die Schiedsrichterleistungen gewesen sein. "Wir hatten das Gefühl, daß
die Schiedsrichter das Spiel nicht besonders gut im Griff hatten", sagte
Harnisch, "und das zwei Wochen, nachdem ein Trainer sich bei der Liga beschwert,
daß Alba angeblich bevorteilt wird." Er spielte auf die Beschwerde des
Oldenburger Coaches Don Beck an, der sich schriftlich und per DVD an die
Ligaverantwortlichen mit vermeintlichen Beweisen für seine Behauptung
wandte.
Zwar lag die Niederlage der Berliner am Sonnabend sicherlich nicht nur an den
Pfiffen der Herren Lauprecht, Kowacevic und Fritz, denn 23 Ballverluste und eine
Freiwurfquote von 57 Prozent sind wahrlich keine Glanzleistung. Außerdem
verspielte Alba eine Neun-Punkte-Führung kurz vor dem Ende der regulären
Spielzeit, weil Karlsruhes Rouven Roessler acht Punkte in Folge erzielte,
während die Berliner zu diesem Zeitpunkt nichts trafen.
Doch die Regelmäßigkeit der Pfiffe gegen Alba zeigt sich in der
Spielstatistik: 38:14 lautet die Freiwurf-Bilanz zugunsten der Badener, dazu
bekam Albas Trainer Henrik Rödl ein - jedoch berechtigtes - Technisches Foul
wegen Meckerns, während sein Gegenüber Uwe Sauer für eine ähnliche Aktion
straffrei ausging. Außerdem wurden gegen Albas Center Jovo Stanojevic, sonst
einer der effektivsten Spieler der Liga, fünf Offensiv-Fouls gepfiffen. Der
Serbe, der stets gedoppelt wurde, erzielte deshalb nur sieben Punkte. "Er bekam
nicht die Möglichkeit, Basketball zu spielen", so Harnisch, "deswegen hatten wir
so schlechte Laune."
Die hatte in erster Line Rödl. So wutschnaubend hat man ihn selten gesehen.
Zynisch und ironisch kommentierte er das Spielgeschehen, schüttelte den Kopf,
als Karlsruhes Coach sein Team lobte, wie gut es gegen Stanojevic verteidigt
habe. "Ich habe meinen Kommentar schon während des Spiels gegeben und dafür die
gerechte Strafe erhalten", sagte Rödl in Anspielung an das Technische Foul gegen
ihn.
So schmerzhaft die Pfiffe gewirkt haben und so unglücklich sie gewesen sein
mögen, die Niederlage war bereits die zweite in Folge nach der Pleite bei
RheinEnergie Köln am Mittwoch. Nach der Serie von sieben Siegen zuvor bedeutete
die vergangene Woche einen Dämpfer und den Verlust der gerade erst eroberten
Bundesliga-Tabellenführung - dazu ergab die Pokal-Auslosung am Sonnabend, daß
Alba im Viertelfinale in Bonn antreten muß. Dabei hatten die Berliner doch auf
ein Heimspiel gehofft.
"Wir sind dennoch auf einem guten Weg", sagte Harnisch, vor allem mit der
Verteidigungsleistung war er zufrieden. Und nicht nur er, selbst vom siegreichen
Gegner kam große Anerkennung: "Ich habe noch nie gegen eine Mannschaft
gespielt", sagte Karlsruhes Roessler, "die so gut verteidigt hat." |