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Ist zufrieden mit den Trainern:
Manfred Amerell. |
Frankfurt/Main (dpa) - Die deutsche Schiedsrichter-Elite braucht bei ihrer
Halbzeit-Tagung keine Verwarnungen zu fürchten.
«Ich möchte behaupten, dass unsere 22 Schiedsrichter in Europa eine führende
Position einnehmen», sagte Sprecher und Ex-FIFA-Referee Manfred Amerell in einem
dpa-Gespräch. Ein Lob müsse aber auch den Spielern und Trainern gezollt werden,
die den Leitenden den entsprechenden Respekt zurückgeben würden.
In Frankfurt/Main versammeln sich die Bundesliga-Schiedsrichter des Deutschen
Fußball-Bundes (DFB) zur Analyse der Hinrunde und zum Ausblick auf die nahende
Rückrunde. Themen gibt es reichlich. Eigens für die Tagung hat
DFB-Schiedsrichter-Lehrwart Eugen Strigel in Absprache mit Amerell eine DVD mit
den strittigsten Szenen der ersten 17 Spieltage zusammengestellt.
Die Befürchtung, dass einige Spieler rasch als schwarze Schafe und notorische
Täter abgestempelt werden könnten, wies Amerell zurück. «Man muss ausschließen,
sich auf einen Spieler zu fokussieren, denn dann entgehen einem zwei andere»,
betonte er. Gleichzeitig räumte er ein: «Der Aktive, der pfeift, kennt seine
Kundschaft - und es gibt einige Stammkunden.»
Um denen das Handwerk zu legen, sollen fast alle Möglichkeiten ausgeschöpft
werden. Dazu appellieren die Referees auch an die Eigenverantwortlichkeit der
Spieler. «Natürlich wollen wir keine Fragestunde abhalten», unterstrich Amerell.
«Aber der Spielführer ist ja nicht nur da, um vor dem Spiel die Hände zu
schütteln. Er ist auch Vermittler zwischen Mannschaft, Trainer und
Schiedsrichter.» So wäre möglicherweise das Hand-Tor in der Hinrunde von
Mönchengladbachs Oliver Neuville gegen den
1. FC Kaiserslautern gleich als Betrug
aufgedeckt worden. «Der Spieler würde dann ja sogar straffrei ausgehen», meinte
der Schiedsrichter-Sprecher.
Während die deutschen Schiedsrichter einem Chip im Ball positiv
gegenüberstehen, lehnen sie den Video-Beweis weiter vehement ab. Gründe dafür
gibt es mehrere. «Eine Frage ist doch, wann fängt man mit dem Video-Beweis an:
bei einem umstrittenen Einwurf, einem Foul an der Mittellinie oder beim Tor»,
meinte Amerell. Im Eishockey, wo der elektronische Zeuge bei umstrittenen
Treffern zu Rate gezogen wird, gäbe es eine Netto-Spielzeit. Im Fußball nicht.
«Der Video-Beweis würde ein Spiel lähmen.»
Als einen wichtigen Fortschritts-Faktor sieht Amerell den 4. Schiedsrichter
an, der am Spielfeldrand für Ordnung sorgt. «Wenn außen Ruhe ist, dann herrscht
sie auch auf dem Feld.» Dennoch waren die Schiedsrichter bei weitem nicht
tadellos. «Uns stört, wenn durch Unkonzentriertheiten Fehler passieren.» Diese
wollen sie in der Rückrunde abstellen. |