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Im Mittelpunkt von DFB-Ermittlungen:
Robert
Hoyzer. |
Manipulations-Verdacht: DFB ermittelt gegen Robert Hoyzer - Hoeneß fordert
"gründliche Untersuchung"
Der Fußball-Bundesliga droht ein neuer Skandal. Im Mittelpunkt steht ein
Berliner Unparteiischer: Robert Hoyzer (25) aus der Schiedsrichter-Abteilung von
Hertha BSC.
Dieter Hoeneß, der Manager von Hertha BSC, wurde gestern am frühen Abend von
der Nachricht auf der Fahrt zum Bundesliga-Spiel nach Bochum überrascht. "Ich
bin völlig perplex."
Der Kontrollausschuß des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat Ermittlungen
gegen Hoyzer wegen unsportlichen Verhaltens aufgenommen. Es geht um Sportwetten
und den Verdacht, Hoyzer habe Einfluß auf Ergebnisse von ihm geleiteter Spiele
genommen. Nach Aussagen von Horst Hilpert, dem Vorsitzender des
Kontrollausschusses, sieht es aus, als habe Hoyzer sich Geldvorteile verschafft,
indem er auf ein von ihm gewolltes Spielergebnis gewettet habe.
Konkret geht es um das skandalumwobene DFB-Pokalspiel aus dem August 2004
zwischen dem SC Paderborn und dem Hamburger SV (4:2). Der Bundesligist hatte
nach einer 2:0-Führung eine Rote Karte gegen Mpenza sowie zwei zweifelhafte
Elfmeter kassiert. Zudem berichtete ein Paderborner Spieler später, Hoyzer habe
in der Pause in der Kabine des Außenseiters gesagt: "Macht nur so weiter, den
Rest erledige ich." Hoyzer hat das damals bestritten.
Der DFB wies darauf hin, daß eine nachträgliche Korrektur der unter
Manipulationsverdacht stehenden Spielergebnisse auf Grund von Bestimmungen in
den Verbandsordnungen nicht möglich ist. Der HSV erwägt, zivilrechtlich gegen
Hoyzer vorzugehen.
Der DFB hatte am Mittwoch von den Vorwürfen erfahren. Daraufhin hatte Hilpert
für Freitag die Vernehmungen des Schiedsrichters und von Zeugen anberaumt. Im
Gespräch mit Volker Roth, dem Vorsitzenden des DFB-Schiedsrichterausschusses,
bestritt Hoyzer die Manipulationsvorwürfe. Bei der Vernehmung mit Hilpert machte
Hoyzer keine Angaben. Er begründete dies damit, daß er nach seiner
Vereinsaustrittserklärung nicht mehr der Disziplinargewalt des DFB unterliege.
Er muß unmittelbar zuvor bei Hertha BSC ausgetreten sein. Eigentlich war Hoyzer
heute als vierter Offizieller für die Partie Hannover gegen Leverkusen
vorgesehen.
Hertha-Manager Dieter Hoeneß wußte von einem Austritt nichts. "Bei uns ist
noch nichts angekommen. Aber das ist ein ungeheuerlicher Vorgang, der gründlich
untersucht wird." Auch DFB-Präsident Theo Zwanziger war bestürzt: "Dies ist ein
durch nichts zu entschuldigender Vorfall. Ich begrüße es ausdrücklich, daß Horst
Hilpert in Abstimmung mit Schiedsrichter-Obmann Volker Roth sofort reagiert hat.
Eine abschließende Bewertung muß der endgültigen Sachverhalts-Aufklärung
vorbehalten bleiben." Auch Liga-Präsident Werner Hackmann forderte eine
vorbehaltlose Aufklärung.
Die Liga ist im Jahr vor dem Großereignis WM 2006 sensibilisiert. Gerade erst
hatte es den Vorwurf der Manipulation im Zusammenhang mit Sportwetten beim
Zweitligaspiel Aue gegen Oberhausen (2:0) am 12. Dezember 2004 gegeben.
Hoyzer stand seit Beginn der Saison 2002/2003 auf der
DFB-Schiedsrichter-Liste. Er leitete in der vergangenen Saison acht
Zweitliga-Spiele, in dieser Saison vier sowie DFB-Pokal-Partien.
In der Abteilung der Hertha-Schiedsrichter muß schon gestern jemand etwas
gewußt haben. Auf der Internet-Seite (www.hertha-schieris. de) taucht der Name
Hoyzer nicht mehr auf. In der Rubrik "Zweite Liga" steht: unbesetzt.
Ursprünglich hatte Hoyzer dort über sich selbst gesagt: "Ich profitiere von
meinem Hobby, weil ich in zehn Jahren Schiedsrichter immer die Möglichkeit
bekam, mich weiterzuentwickeln. Hinzu kommen die vielen Bekannt- und
Freundschaften, die ich immer noch gerne pflege."
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Sein Weg führt wohl ins Nichts. |
"Fall Hoyzer" sorgt für Erschütterung im Fußball
(sid) Der deutschen Fußball wird vom größten Skandal seit 34 Jahren erschüttert:
Der 25 Jahre alte Berliner Schiedsrichter Robert Hoyzer soll bei Wettanbietern
auf Spiele gewettet haben, die er selbst als Referee geleitet hat. Erinnerungen
an den legendären Bundesliga-Skandal 1971 werden wach, als insgesamt 53 Spieler,
mehrere Klubs, Trainer und Funktionäre in einem regelrechten Bestechungssumpf
gesteckt hatten.
Im Mittelpunkt der Vorwürfe im Fall Hoyzer steht die vermutete Manipulation
der Partie der ersten DFB-Pokal-Runde zwischen dem Drittligisten SC Paderborn
und dem Hamburger SV (4:2) am 21.
August 2004. Nachdem der HSV souverän mit 2:0 in Führung gegangen war,
begünstigte Hoyzer mit zwei mehr als fragwürdigen Elfmeterpfiffen und einem
Platzverweis gegen Emile Mpenza den Spielausgang zu Gunsten des
Regionalligisten.
Ruf der Schiedsrichter steht auf dem Spiel
Aber auch weitere Spiele, die unter der Leitung Hoyzers gestanden hatten,
werden nun untersucht. Neue Enthüllungen sind nicht auszuschließen. Das Ansehen
der deutschen Schiedsrichter, die international einen sehr guten Ruf genießen,
steht auf dem Spiel. Bei einer außerordentlichen DFB-Präsidiumssitzung am Montag
werden neue Einzelheiten erwartet. "Wir werden nichts unter den Teppich kehren",
kündigte DFB-Pressesprecher Harald Stenger am Sonntag an. Dem Referee, der
mittlerweile seinen Rücktritt erklärt hatte, drohen möglicherweise
zivilrechtliche Klagen und Schadenersatzforderungen.
Aber auch der Verband plant Schritte vor der DFB-Gerichtsbarkeit. "Ich werde
am Montag erst das Präsidium von den Vorgängen informieren, bevor ich wieder an
die Presse trete. Aber es ist natürlich immer die Pflicht des
Kontrollausschusses, schnell zu Ergebnissen zu kommen, vor allem bei so einem
belastbaren Vorfall" sagte Hilpert am Sonntag dem Sport-Informations-Dienst
(sid). Dr. Rainer Koch, Vorsitzender des DFB-Sportgerichts, wollte sich nicht zu
dem Fall äußern.
"Ich gehe davon aus, dass die Angelegenheit konsequent verfolgt und lückenlos
aufgeklärt wird. Nach unserem jetzigen Kenntnisstand handelt es sich um einen
Einzelfall, der nicht zu pauschaler Kritik an unseren Schiedsrichtern führen
darf", sagte der Geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger, der am
Freitagabend von der Entwicklung informiert wurde. Auch Liga-Präsident Werner
Hackmann, ebenfalls am Freitagabend in Kenntnis gesetzt, forderte in voller
Übereinstimmung mit dem DFB "im Sinne einer sauberen Liga" eine schnelle und
vorbehaltlose Aufklärung aller möglichen Fälle der Vergangenheit.
Hoyzer bestreitet Vorwürfe
"Hoyzer hat die Vorwürfe bestritten. Zudem ist er vor der Vernehmung bei
Hertha aus dem Verein ausgetreten, so dass er möglicherweise nicht mehr der
Gerichtsbarkeit des DFB obliegt", sagte Stenger. Der schnelle Austritt bei
Hertha erhärtete dagegen die Vorwürfe gegen den Nachwuchs-Referee, der seit
Beginn der Saison 2002/2003 auf der DFB-Schiedsrichter-Liste stand und nach
zwölf Spielen der 2. Fußball-Bundesliga, vier Begegnungen im DFB-Pokal und
zahlreichen in der Regionalliga seinen Rücktritt erklärt hatte.
Durch das überraschende Aus im Pokal ist vor allem der HSV betroffen.
Hamburgs Trainer Klaus Toppmöller musste wenige Wochen später wegen sportlichen
Misserfolgs gehen. Der norddeutsche Traditionsklub fordert Schadenersatz und
will auch zivilrechtliche Schritte gegen den Hoyzer prüfen lassen. "Als Werner
Hackmann mich informierte, bin ich fast aus den Schuhen geklappt. Wir werden die
Ermittlungen abwarten, uns aber gleichzeitig mit dem DFB in Verbindung setzen,
um zu sehen, wie wir reagieren können", erklärte HSV-Boss Bernd Hoffmann.
Paderborns Geschäftsführer Michael Born erklärte: "Für den Verein ist es ganz
schlimm, als erste und einzige mit dem Fall in Verbindung gebracht zu werden."
Ungeklärt bleibt die Frage, warum der DFB nicht schon direkt nach der Partie
zwischen Paderborn und Hamburg aktiv geworden war. Die Presse hatte berichtet,
dass Hoyzer in der Halbzeitpause in der Kabine der Paderborner gewesen sei und
gesagt haben soll: "Spielt ihr mal so weiter, den Rest erledige ich." Ende
August hatte der Schiedsrichter-Ausschuss-Vorsitzende Volker Roth diese Vorwürfe
noch vehement bestritten. Hoyzer sei weder in der Kabine gewesen, noch habe er
die zitierte Äußerung gemacht. Stenger verteidigte im DSF die Vorgehensweise des
DFB: "Wir haben das damals intern abgeklopft. Es hat aber keine konkreten
Hinweise gegeben, um gezielt zu ermitteln."
Schon zuvor aufällig geworden
Dabei war der Beschuldigte schon zuvor auffällig geworden. Am letzten
Spieltag der vergangenen Saison beim Regionalliga-Spiel zwischen Eintracht Braunschweig und dem FC St. Pauli am 5. Juni 2004 hatte Hoyzer
mit merkwürdigen Entscheidungen aufgewartet. Hoyzer versagte zwei Treffern von
Mourad Bounoua und Philip Albrecht aus unerkennbaren Gründen die Anerkennung,
Braunschweig gewann am Ende 3:2. "Sogar die Braunschweiger Spieler haben nicht
verstanden, warum die Tore nicht gezählt haben", erklärte Pauli-Trainer Andreas
Bergmann. Auch beim Regionalligaspiel FC St. Pauli-VfL Osnabrück (2:3) am 14. August 2004 war
es zu sonderbaren Entscheidungen von Hoyzer gekommen.
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Trainer Toppmöller verlor
nach dem Pokalspiel seinen Job. |
Die umstrittenen Entscheidungen von Robert Hoyzer
Hamburg (dpa) - Zehn Mal war Robert Hoyzer in den vergangenen acht Monaten im
Einsatz. Sechs Mal geriet er wegen spielentscheidender Entscheidungen in die
Kritik. Im Einzelnen:
5. Juni 2004: Beim 3:2-Sieg von Eintracht Braunschweig über den FC St. Pauli am letzten Spieltag der
Regionalliga Nord verweigert Hoyzer zwei Toren der Hamburger die Anerkennung -
einmal zu Unrecht.
14. August: Regionalligist VfL
Osnabrück gewinnt beim FC St. Pauli
mit 3:2. Der Siegtreffer fällt durch einen höchst umstrittenen Foulelfmeter,
wobei Hoyzer auch noch St. Paulis Spieler Miletic mit Gelb-Roter-Karte vom Platz
stellt.
21. August: In der 1. Runde des DFB-Pokals gewinnt der SC Paderborn gegen den
Hamburger dank zweier unberechtigter Elfmeter mit 4:2. Zudem sieht HSV-Stürmer
Emile Mpenza wegen Schiedsrichterbeleidigung die Rote Karte.
21. September: LR Ahlen schaltet
Bundesligist 1. FC Nürnberg in der 2.
Runde des DFB-Pokals mit 3:2 n.V. aus. Unmittelbar vor dem 1:2-Anschlusstreffer
des Zweitligisten durch Bamba übersieht Hoyzer ein Foulspiel von Paulinho am
Nürnberger Wolf.
26. September: Der MSV Duisburg
gewinnt das Zweitliga-Punktspiel gegen SpVgg Greuther Fürth mit 1:0.
Unmittelbar vor dem Siegtor durch Ahanfouf ahndet Hoyzer nicht ein Handspiel von
dessen Teamkollege van Houdt.
22. Oktober: Im Zweitliga-Punktspiel siegt LR Ahlen gegen Wacker Burghausen durch einen
unberechtigten Handelfmeter von Svitlica mit 1:0. Der Gästespieler Trivunovic
erhält zudem die Gelb-Rote Karte.
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Sieht gut aus und hatte große
Karrierechancen |
Hoyzer galt als «Talent mit Aussichten»
So 23 Jan,
13:19 Uhr
Berlin (dpa) - Er ist jung, sieht gut aus und galt als einer der
aufstrebenden Stars der deutschen Schiedsrichterbranche. Der unter
Manipulations-Verdacht geratene Robert Hoyzer (25) stand vor einer großen
Karriere als Referee.
«Für mich ist es völlig unvorstellbar, dass sich jemand mit diesen
Aufstiegsmöglichkeiten seinen Weg so verbaut», sagt Bernd Schultz, der Präsident
des Berliner Fußball-Verbandes (BFV), der Hoyzer als «großes Talent mit
blendenden Aussichten im Profi-Fußball» charakterisierte. «Ich kenne ihn seit
vielen Jahren, habe seine ganze Entwicklung vom Jugendalter verfolgt. Diese
Nachricht ist ein Schock für mich.»
In den zurückliegenden acht Jahren hat der 1,98 m große Student für
Bauingenieurwesen an der Fachhochschule in Salzgitter alle Ausbildungsstufen für
Schiedsrichter in Berlin durchlaufen. «Er ist ständig durch das komplette
Beobachtungssystem beurteilt worden und wäre mit 23 Jahren nie für die 2.
Bundesliga berufen worden, wenn es in der Vergangenheit irgendwelche
Auffälligkeiten gegeben hätte», meinte Schultz. Seit 2002 ist Hoyer
DFB-Schiedsrichter, seit der Saison 2003/2004 pfeift er Spiele der 2.
Bundesliga, der Regionalliga und im DFB-Pokal.
«Er galt für uns bisher als untadeliger Schiedsrichter», sagt Schultz. Er
hofft nun in den kommenden Tagen auf eine Aussprache mit dem unter akutem
Manipulationsverdacht stehenden Schiedsrichter. Jedoch weiß auch Schultz, dass
sich Hoyzer mit seinem Schritt, aus dem Verein Hertha BSC auszutreten, um sich der
Sportgerichtsbarkeit zu entziehen, keinen Gefallen getan hat. «Das klingt wie
ein Eingeständnis der eigenen Schuld», sagt Schultz.
Auch bei Hertha BSC war man davon
ausgegangen, dass der höchstrangige Schiedsrichter des Vereins beste
Perspektiven in der Branche hätte. Seit dem 22. Januar ist Hoyzer nun aus dem
Schiedsrichter-Verzeichnis auf der Homepage des Clubs gelöscht. Hoyzer, der
Hertha BSC von Mitte der 90er Jahre bis zu seinem Austritt angehörte, wohnt seit
einiger Zeit nicht mehr in der Hauptstadt. Er hat seinen Wohnsitz an seinen
Studienort Salzgitter verlegt |