Jens Staudenmayer aus Berlin hat die FIBA-Prüfung
bestanden. In Bondy bei Paris absolvierte er vom 17. bis 21. Mai mit weiteren
zehn Kandidaten den Prüfungslehrgang erfolgreich. Jens Staudenmayer ist damit
ein weiterer erfolgreicher FIBA-Absolvent aus der Berliner
Schiedsrichtergilde.
Angefangen hat der Bank- und Diplomkaufmann, der ab
Juli aus beruflichen Gründen in das Rhein-Main-Gebiet umziehen wird, seine
Schiedsrichterkarriere in den 80´er Jahren. 1985 bestand er die C-Prüfung. Den
B-Schein konnte Jens dann 1987 machen. Mit der Erfahrung aus vielen
Regionalligaspielen schaffte er dann 1990 die A-Prüfung. In der zweiten
Bundesliga erwarb er vier Jahre lang die Erfahrung, die ihn 1995 zum
Erstliga-Schiedsrichter werden ließ. Neben seiner Tätigkeit als Schiedsrichter
war er auch lange Jahre als Trainer bis zur 2. Liga aktiv. Diesen
Erfahrungsschatz möchte Jens Staudenmayer nicht missen. "Es war für mich sehr
lehrreich, auch den Blickwinkel als Trainer erfahren zu haben. Das hilft einem
als Schiedsrichter sehr. Man kann sich leichter in die Situation der Trainer und
Spieler hineinversetzen."
Zu dem Erwerb der FIBA-Lizenz hat Jens
Staudenmayer seine eigene - und nebenbei bemerkt - sehr gute Einstellung. "Man
ist jetzt zwar im Besitz der höchstmöglichen Schiedsrichterlizenz, aber
international fängt man ganz von vorne an. Das ist so, als ob man gerade die
Zugspitze erklommen hat und als nächstes den Mount Everest ohne Sauerstoffmaske
besteigen muß". Für Staudenmayer ist klar, dass er weiter hart an sich arbeiten
muß. "Wer sich nicht ständig selbstkritisch hinterfragt, wer nicht die Erfahrung
jedes Spiels zur eigenen Verbesserung nutzt, der wird nie ein erfolgreicher
Schiedsrichter."
Er weiß auch, dass man in das "Hobby" Schiedsrichter
sehr viel Zeit investieren muß. Das haben ihm die Jahre seit 1985 gezeigt.
Wöchentlich mindestens ein Spiel, insgesamt über 600 geleitete Begegnungen
verbunden mit An- und Abreise, da kommt einiges zusammen. 30 Wochenenden im Jahr
gehen im Regelfall schon dafür drauf. Glücklicherweise haben sich bisher seine
Arbeitgeber immer sehr kulant gezeigt. Für internationale Einsätze wird dies
vielleicht etwas schwieriger, es ist aber lösbar, wenn man im täglichen Job
ebenfalls seine Leistung bringt. Auch das Privatleben wird ständig auf eine
Belastungsprobe gestellt, Man benötigt viel Entgegenkommen des Lebenspartners
bzw. der Familie. Seit dem letzten Jahr ist Jens Staudenmayer
verheiratet.
Jens Staudenmayer ist neben seiner aktiven
Schiedsrichtertätigkeit aber auch in der Verbandsarbeit aktiv. Im Berliner
Basketball Verband kümmert er sich seit Jahren um die Finanzen. Als Banker
eigentlich auch naheliegend. Seit 1994 bringt er diese Erfahrung in den
Super-Cup mit ein. Auch bei der Damen-WM in Berlin und beim EuroStar-Spiel war
Jens für die Finanzen verantwortlich.
Im Schiedsrichterwesen ist Jens
ebenfalls sehr aktiv und zwar als Vorsitzender der IGBS (Interessengemeinschaft
der Basketball Bundesliga-Schiedsrichter). Er weiß, dass die Probleme in
Deutschland gegenüber den anderen europäischen Ligen nicht viel anders sind.
Aber in der Gesamtententwicklung, so Jens, hinken wir doch etwas hinterher. "Wir
müssen unseren Teil als Schiedsrichter dazu beitragen, dass das „Produkt
Basketball“ in Deutschland weiter verbessert wird. In den Bundesligen
insbesondere müssen wir qualitativ und quantitativ zulegen". Besonders liegt ihm
daran, dass die Talententdeckung und -förderung schnell verbessert wird. Dies
setzt nach seiner Meinung natürlich voraus, dass sich Schiedsrichter, DBB und
Bundesligen darüber im Klaren sind, dass Aus- und Fortbildung zunächst
Investitionen bedeuten, ehe man zahlbare Ergebnisse bekommt. Froh ist Jens
darüber, im Jahr 1995 die Interessengemeinschaft der Schiedsrichter in den
Bundesligen gegründet haben: "Hier konnten und können wir uns gegenüber DBB und
Ligen Gehör verschaffen. Ich halte es persönlich für sehr wichtig, dass auch die
Schiedsrichter als Bestandteil des Ganzen wahrgenommen werden, wenngleich sie
nur eine untergeordnete Rolle spielen und sich selbst nicht zu wichtig nehmen
dürfen." Ihm haben die letzten Jahre gezeigt, dass trotz aller unterschiedlichen
Einzelinteressen der Vereine innerhalb der Ligen und auch der Schiedsrichter
untereinander fast immer einvernehmliche Lösungen gefunden werden
konnten.
Zum Tagesgeschäft der Schiedsrichter in den Ligen vertritt der
Neu-FIBA-Schiedsrichter die Meinung, dass man als Schiedsrichter grundsätzlich
in jedem Spiel vor dem Problem stehe, es 50% der Anwesenden nicht recht machen
zu können. Also sei es auch unmöglich, nach dem Spiel nur zufriedene Gesichter
zu sehen. Jens Maxime beim Pfeifen: "Ein guter Schiedsrichter ist, wer konstant
Regeln und Idee des Spiels in Einklang bringt und das Spiel so wenig wie möglich
unterbricht, ohne die Kontrolle zu verlieren. Und wenn die bessere Mannschaft
gewinnt und sich nach dem Spiel eigentlich keiner mehr an die Schiedsrichter
erinnern kann, dann sind die Schiedsrichter erfolgreich gewesen" legt sich Jens
fest. Aber er ergänzt auch: "Leider klappt das nicht immer, es sollte jedoch
immer das Ziel sein."
Kritik an den Leistungen der Schiedsrichter gehört
aber dazu, weiß Jens. Sie ist ein Teil des Jobs. Wer in der Öffentlichkeit
agiere, müsse sich Kritik gefallen lassen können. Allerdings sollten die
Auseinandersetzungen zwischen Schiedsrichtern und Trainern / Vereinen nicht in
der Öffentlichkeit ausgetragen werden. Dies sei besser für den Basketball und
helfe allen Beteiligten, das Gesicht zu wahren.
Jens bedauert, dass es
manchen Trainern gelegentlich an genau jenem Respekt fehle, den sie selbst von
den Schiedsrichtern einfordern, wenn sie Schiedsrichter (voreilig) kritisieren.
Schiedsrichter könnten ja auch nicht zu den Trainern gehen und ihnen vorhalten,
dass die falsche Taktik gewählt oder zu spät eine Auszeit genommen wurde. Und da
erlebe man ja selbst in der ersten Liga so einiges... Wie ideal wäre es, wenn
jeder Trainer auch eine Reihe von Spielen als Schiedsrichter geleitet hätte. Das
Verständnis von der Trainerseite wäre mit Sicherheit um ein Vielfaches
höher.
Bernd Materne
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