Roland Geggus, Präsident des Deutschen
Basketball-Bundes, spricht über Standorte, Fernsehverträge und die
Zukunft der Nationalmannschaft
Morgen (19.30 Uhr) empfängt die deutsche
Basketball-Nationalmannschaft im Rahmen des neu gegründeten Nations-Cups den
Europameister Italien in der Stuttgarter Schleyerhalle. ¸¸Wir haben Stuttgart
als Standort für einen Bundesligisten noch nicht abgeschrieben'', sagt der
Präsident des Deutschen Basketball-Bundes, Roland Geggus, im Gespräch mit
Stefanie Keppler.
Herr Geggus, ist bei der Vergabe der Spielorte
für den Nations-Cup der Lokalpatriot bei Ihnen durchgekommen?
Sicher spielt das eine Rolle. Ich bin als
Karlsruher daran interessiert, dass im Land hochklassiger Basketball geboten
wird. Und Stuttgart ist einfach ein gutes Pflaster. Das hat sich schon bei der
EM-Ausrichtung 1985 gezeigt, und auch beim letzten Länderspiel im Januar 98
gegen Griechenland - als 8600 Zuschauer in der Schleyerhalle für eine
Superstimmung gesorgt haben. Ich halte Stuttgart für einen optimalen Standort
für Basketball.
Und setzen darauf, irgendwann mal wieder
Bundesliga-Basketball hier zu sehen.
Ich habe noch große Hoffnungen. Hier sind ideale
Voraussetzungen, es gibt nicht zu viele renommierte Bundesligisten. Aber bisher
ist es ein großes Drama. Es gab gute Ansätze mit der Sportregion Stuttgart, doch
die hat schnell die Flügel hängen lassen.
Und Sie schauen sich das in Ruhe aus der Ferne
an.
Wir sind ständig im Gespräch mit der Stuttgarter
Messe und verfolgen gespannt die Diskussion um die geplante Großhalle. Das
gemeinsame Ziel des DBB und der Arbeitsgemeinschaft der Basketball-Bundesliga
(BBL) sind ja so genannte Großraumarena-Projekte. Der Trend geht immer mehr hin
zu Basketball in Metropolen - wir müssen raus aus diesen miefigen
Turnhallen.
Ist also ein Retortenklub wie die Frankfurt
Skyliners auch ein Thema für Stuttgart?
Das Beispiel Frankfurt Skyliners ist ein
Experiment, das zeigt, dass man durchaus auch einen Klub in eine andere, größere
Stadt verpflanzen kann (vorher Tatami Rhöndorf, Anm. der Red.). Für Stuttgart
wäre so etwas auch denkbar - eine regelmäßig nutzbare Halle ist aber die
Voraussetzung. Wer weiß, vielleicht spielen die Ludwigsburger bis dahin auch
wieder im Oberhaus - diese Kombination wäre natürlich optimal.
Und wie läuft das Experiment
Frankfurt?
Ich bin positiv überrascht. Die Skyliners haben
trotz starker Konkurrenz wie Eishockey auf Anhieb 3500 Zuschauer bei
Spitzenspielen. Ob sie sich endgültig etablieren, kann man erst nach drei Jahren
sagen. Vorbildlich ist auf jeden Fall das ganze Drumherum.
Ist die Ware Basketball denn ohne Entertainment
und Show nicht mehr zu vermarkten?
Die Zeiten, in denen Gelder allein in die Spieler
investiert wurden, sind vorbei. Das ging noch vor zehn Jahren, als Basketball
noch ein Amateursport mit einem Gesamtvolumen von fünf Millionen Mark war. Heute
sind es 40 Millionen, und die Anforderungen steigen. Bei der Hälfte der Klubs
vermisse ich ein professionelles Umfeld. Das fängt bei der Unterhaltung der
Zuschauer an, geht über Werbekonzepte, Betreuung der Sponsoren und
Arbeitsbedingungen fürs Fernsehen.
Bei der überregionalen Fernsehpräsenz geht die
Tendenz gegen null. Der bisherige Vertrag mit den öffentlich-rechtlichen
Sendeanstalten läuft zum Jahresende aus.
Das ist eine spannende Frage. Wir erhoffen uns viel
von einem neuen Vertrag. Der Deutsche Basketball-Bund ist durch die von uns
beauftragte Agentur mit mehreren Partnern in Verhandlungen, und wir hoffen, in
den nächsten zwei bis drei Wochen einen Vertrag abzuschließen - für die
Übertragungsrechte der Nationalmannschaft. Und über die TV-Rechte der Bundesliga
verhandelt die BBL künftig selber.
Großes Gedränge herrscht aber
nicht.
Als Pro Sieben im Sommer ausgestiegen ist, da war
ich ziemlich deprimiert. Inzwischen bin ich wieder optimistisch, dass zwei
vernünftige Verträge herausspringen. Vor allem im Zusammenhang von Fernsehen und
Internet ist Basketball wieder ein Thema geworden, denn die Internetgeneration
der 13- bis 21-Jährigen ist genau unsere Zielgruppe.
Aber viel Geld aus einem TV-Vertrag ist ja wohl
nicht zu holen.
Die Preise sind im Keller. Wir werden sicher keine
Unsummen abkassieren können. Wichtiger sind uns garantierte Sendezeiten für die
Spiele. Basketball bringt einfach noch nicht die ausreichenden
Quoten.
Insgesamt also ein ganzes Ursachenbündel für die
Misere.
Ja, es fehlt auch an Erfolgen deutscher Klubs bei
internationalen Wettbewerben. Ein wichtiger Faktor ist daneben sicher die
Nationalmannschaft. Seit dem EM-Titel 1993 haben wir keinen Fuß mehr auf den
Boden bekommen. So etwas wirkt sich natürlich aus.
Es kann also nur besser werden, auch mit der
Nationalmannschaft?
Die Erfolge haben bis 1999 gefehlt. Der siebte
Platz bei der EM in Frankreich war aber ein Hoffnungsschimmer und der
Startschuss zum Aufbruch. Vor allem weil der Erfolg mit einem Generationsumbruch
verbunden war. Wir wollen mit diesem jungen Team in den nächsten Jahren
international ganz vorne mitspielen. Zumindest eine Olympia- und eine
WM-Platzierung unter den ersten Sechs sind als Ziel ganz klar
vorgegeben.
Und der Countdown beginnt heute mit dem
Nations-Cup.
Vor 2001 gibt es für die Mannschaften, die sich
zwar für die EM in der Türkei, aber nicht für Sydney qualifiziert haben, kein
Großereignis mehr. Deshalb haben wir den Nations-Cup ins Leben gerufen, der
diese zwei Jahre überbrücken soll. Und den nehmen wir - wie die anderen vier
Nationen Italien, Frankreich, Litauen, Türkei - unheimlich ernst.
Mit welchem Ziel?
Unser Team wird auf Vordermann gebracht. Es sollen
junge Talente wie der Würzburger Robert Garret eingespielt werden. Außerdem wird
sich zeigen, was das Team ohne einen Dirk Nowitzki leisten kann, der wegen
seines Spielplans in der NBA nur zu einigen Spielen kommen wird. Was er dort
bisher abgeliefert hat, ist unglaublich und lässt für die Zukunft hoffen - für
die Nationalmannschaft. |