Der Oldenburger Coach sieht Berlin bevorzugt
Die Zeiten sind hart genug für Alba Berlin. Frühes Aus im Europapokal, längst
dahin die Dominanz in der Bundesliga, Trainerwechsel mitten in der Saison und
dazu Verletzungsprobleme. Immerhin hat der viermalige Cup-Sieger das
Viertelfinale des BBL-Pokals erreicht. Dennoch ist die Stimmung gereizt.
Hauptgrund dafür ist ein Brief, den Oldenburgs Trainer Don Beck wegen aus seiner
Sicht wettbewerbsverzerrender Schiedsrichter-Leistungen an die
Basketball-Bundesliga (BBL) schickte. Und dessen Inhalt gekürzt zeitgleich in
der "Nordwest-Zeitung" erschien. Tenor des Artikels: Die BBL-Referees
benachteiligen die EWE Baskets Oldenburg. Und sie bevorzugen Alba Berlin. Der
Coach: "Es handelt sich um ein Problem, das die ganze Liga betrifft."
Nun kann die Schelte Becks niemanden überraschen, der den Amerikaner je nach
einer Niederlage erlebt hat. Schuld sind fast immer die Unparteiischen. Neu ist,
daß der 51jährige in aller Öffentlichkeit zur General-Attacke auf Alba und die
komplette Gilde der Unparteiischen ausholt. "Genug ist genug!", schreibt Beck.
"Wenn wir nicht bald etwas unternehmen, verlieren nicht nur die Spieler, sondern
auch die Zuschauer und Sponsoren das Interesse an unserem Sport, da zu viele
Spiele nicht durch sportliche Leistungen entschieden werden." Alba-Vizepräsident
Marco Baldi reagierte verärgert: "Unser aller Ziel sollte sein, das Produkt
Basketball in Deutschland voranzubringen. Wie kann man das, wenn man es mit
Betrug in Verbindung bringt?" Da werde der Ast abgesägt, auf dem alle sitzen.
"Wer gebietet dem Einhalt?"
Die BBL scheint das nicht vorzuhaben. Konsequenzen werde es für Beck nicht
geben, kündigt Commissioner Otto Reintjes an, allerdings noch vor einer Sitzung
der BBL gestern abend. "Ich werde ihm aber schriftlich antworten und dabei
unverblümt sagen, daß ich seinen Weg für falsch halte." Zudem habe sich Beck
"durch diese Aktion selbst disqualifiziert". Beck beschreibt in seinem
dreiseitigen Brief dezidiert einzelne Szenen, in denen er sein Team
spielentscheidend benachteiligt sieht.
Jens Staudenmayer, einer der zur Zeit besten deutschen Schiedsrichter, dem
der Brief zugesandt wurde, erklärt: "Da stehen Dinge drin, denen man nachgehen
muß. Was wir tun werden." Allerdings habe er die Partie Trier gegen Alba, die
(neben Alba-Quakenbrück und Oldenburg-Alba) für Beck eines der Fallbeispiele
ist, live im Fernsehen verfolgt und dabei keine Fehlentscheidung erkannt. "Da
steckt Meinungsmache dahinter", vermutet er.
Staudenmayer hätte sich auch unter dem Aspekt des derzeitigen Sport-Themas
Nummer eins, dem Schiedsrichter- und Wett-Skandal etwas anderes gewünscht als
einen offenen Brief. "Man kommt in die Medien. Aber ob das hilfreich ist für die
Sportart, wage ich zu bezweifeln." Staudenmayer kündigte zumindest vor der
BBL-Sitzung an: "Es wird eine offizielle Stellungnahme der Liga in Absprache mit
den Schiedsrichtern geben."
Baldi sprach kurz nach der Sitzung von einer "neuen Dimension", weil auch
Oldenburg hinter Becks Äußerungen stehe. "Das ist damit nicht mehr die
Privatmeinung eines einzelnen, sondern die Meinung eines Vereins." Jetzt müsse
sich die Liga Gedanken machen. Darauf darf man gespannt sein.
Keine Strafe für Trainer Don Beck
BBL erwägt Verhaltenskodex
Der Brandbrief von Don Beck, dem Trainer des Basketball-Bundesligisten EWE
Baskets Oldenburg, sorgt weiter für Gesprächsstoff. Wie berichtet, hatte Beck in
einem Brief an die Basketball-Bundesliga (BBL), der auch in der
"Nordwest-Zeitung" veröffentlicht wurde, behauptet, sein Team werde von den
Schiedsrichtern massiv benachteiligt - und Liga-Konkurrent Alba Berlin
bevorzugt. Am Donnerstag war Becks Breitseite, die von den Gesellschaftern
seines Klubs unterstützt wird, Thema während einer BBL-Tagung in Köln.
BBL-Commissioner Otto Reintjes stellt jedoch klar: "Es wird keine Bestrafung
geben." Die Pauschalvorwürfe von Beck werden von Reintjes lediglich in einem
persönlichen Brief an den US-Amerikaner beantwortet. "Ich schreibe ihm, daß dies
nicht der richtige Weg ist." Die Gesellschafter des Vereins werden ebenfalls
Post von ihm bekommen. Ansonsten sagt Reintjes: "Wir leben in einer Demokratie,
da kann jeder sagen, was er will." Es gelte, den "Ball flach zu halten".
Überhaupt spräche Becks Aktion ja für sich.
Gleichwohl erklärt Reintjes, man werde in der BBL darüber nachdenken, ob
künftig entsprechende Aktionen akzeptierbar seien und ob man sich einen
Verhaltenskodex geben werde. Auch eine Schiedsstelle, ähnlich dem
Kontrollausschuß in der Fußball-Bundesliga, wäre eventuell eine Möglichkeit.
Darüber würden sich die BBL-Vereine, die in Köln den Fall Beck kontrovers
diskutierten, unterhalten müssen.
"Das Meinungsbild der Klubs interessiert mich wenig", sagt hingegen Albas
Vizepräsident Marco Baldi. Die BBL-Führung müsse sich positionieren, schließlich
habe sie eine gewisse Wächterfunktion. Da Beck keine Verbesserungsvorschläge
liefert, steht für Baldi fest: "Das ist nichts anderes als Stimmungsmache." |