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Manfred Amerell.
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Der Rücktritt von Fifa-Schiedsrichter Anders Frisk hat eine
Diskussion über das Verhalten von Spielern und Trainer ausgelöst. Besonders
Chelsea-Coach Mourinho ist den Fußball-Funktionären ein Dorn im Auge.
Nach dem Rücktritt des schwedischen Top-Referees Anders
Frisk hat der DFB-Schiedsrichterausschuss-Vorsitzende Volker Roth einen Appell
an Fans und Verantwortliche gerichtet und einen Bundesliga-Streik als
«allerletztes Mittel» genannt. «Natürlich unterlaufen uns wie jedem Spieler oder
Trainer auch mal Fehler. Insgesamt darf das jedoch nicht dazu führen, dass
Unparteiische beschimpft oder gar bedroht werden», forderte Roth einen Tag vor
der Sitzung des DFB-Schiedsrichterausschusses mit den deutschen Fifa- Referees
am Dienstag (11.00 Uhr) in Frankfurt/Main. Der Präsident der Europäischen Fußball-Union (Uefa), Lennart Johannsson,
schließt härtere Sanktionen gegen aufmüpfige Trainer nicht aus. «Bisher haben
wir uns oft geärgert über die respektlosen Aussagen von Trainern gegenüber
Schiedsrichtern. Künftig müssen wir sie vielleicht längere Zeit sperren, um die
Referees zu schützen», sagte Johannsson im Fachmagazin «Kicker». Am Donnerstag
trifft sich die Schiedsrichter-Kommission der Uefa in Oslo.
Frisk soll zur Rückkehr bewegt werden
Unterdessen erklärte Uefa-Sprecher William Gaillard, dass der
Verband versuche, Frisk zur Rückkehr zu bewegen. «Unsere erste Reaktion war von
Solidarität und Mitgefühl geprägt», sagte er am Montag dem britischen Senden
«Sky Sports News». Zur gleichen Zeit seien diejenigen, die sich bei der Uefa um
die Schiedsrichter kümmern, mit Frisk in Kontakt und «versuchen, ihn davon zu
überzeugen zurückzukommen. Wir brauchen Leute seines Kalibers und seiner
Qualität», stellte Gaillard klar.
Fifa-Präsident Joseph S. Blatter prangerte vor allem das Verhalten von
Trainern, Funktionären und Spielern an, die Schiedsrichter oftmals bewusst
verunsicherten: «Die verbalen Attacken gegen die Schiedsrichter schockieren
mich. Es handelt sich häufig um unüberlegte Verhaltensweisen, die unter den Fans
Feuer entfachen. Ich verlange von allen betroffenen Parteien, dass sie sich
gegenüber den Schiedsrichtern respektvoll und fair verhalten», sagte Blatter.
Frisk hatte in einem Schreiben an den Fifa-Präsidenten und den Vorsitzenden
der Fifa-Schiedsrichterkommission, Ángel María Villar Llona (Spanien), seine
Enttäuschung darüber ausgedrückt, dass er «angesichts der Drohungen von
Menschen, die keinerlei Achtung vor menschlichen Werten haben» kapitulieren
müsse. «Wer die Schiedsrichter angreift, greift direkt den Fußball an, den sie
lieben», erklärte Blatter.
Trainer als schlechtes Beispiel
Ins Kreuzfeuer der Kritik ist vor allem Coach José Mourinho vom
englischen Premier-League-Primus FC Chelsea geraten. «Leute wie Mourinho sind
die Feinde des Fußballs», sagte Ex-Fifa-Schiedsrichter Roth der schwedischen
Zeitung «Aftonbladet». Es seien Trainer, die die Massen anheizen würden. Sie
würden Menschen zu Morddrohungen veranlassen, sagte Roth. Der 42-jährige Frisk
hatte auf Grund derartiger Drohungen seine Karriere am Freitag völlig
überraschend für beendet erklärt.
«Wenn die Dinge eskalieren und Millimeter-Entscheidungen, die erst in der
dritten Zeitlupe wahrgenommen werden können, überzogene Reaktionen auslösen,
dann besteht die Möglichkeit, dass sogar die besten Schiedsrichter der Welt
unvermittelt aufhören», stellte Roth fest. Die DFB-Schiedsrichter erfüllten laut
Roth ihre oft sehr schwere Aufgabe durchaus selbstkritisch. Allzu harsche
Reaktionen würde bei ihnen jedoch zunehmend auf Unmut stoßen. Bei allen
Überlegungen, sich gegen unvertretbare Auswüchse zu wehren, sei ein
Bundesliga-Streik jedoch nur das allerletzte Mittel, um ein Zeichen gegen nicht
mehr beherrschbare Entwicklungen zu setzen.
Der Portugiese Mourinho hatte Ex-Referee Frisk vorgeworfen, in der Halbzeit
des Champions-League-Spiel von Chelsea beim FC Barcelona (2:1 für Barcelona)
Trainer-Kollege Frank Rijkard in die Kabine gelassen zu haben. Frisk bestreitet
dies vehement. Nach der Partie am 23. Februar blieb Mourinho der Pressekonferenz
fern. Die Uefa ermittelt bereits gegen den Coach.
«Wir können nicht zulassen, dass einer unser besten Schiedsrichter wegen so
etwas aufhört», betonte Roth, der auch Vorsitzender der europäischen
Unparteiischen ist. «Es ist eine Schande, dass es dazu gekommen ist», meinte der
Vorsitzende der schwedischen Schiedsrichter, Bo Karlsson. Frisks Entscheidung
bedeute ein großes Versagen des ganzen Fußballs. (nz)
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Manfred Amerell.
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Amerell: Fairplay-Diskussion ist für den Arsch
Schiedsrichter-Sprecher Manfred Amerell hat harte
Konsequenzen gegen Trainer und Verantwortliche gefordert. Die Unparteiischen
werden sich die Brutalisierung am Spielfeldrand nicht mehr gefallen
lassen.
Manfred Amerell hat nach der
Zweitliga-Partie zwischen 1860 München und Eintracht Frankfurt Schutzmaßnahmen
für die Schiedsrichter gefordert. «Das war der größte Saustall in einer
Coaching-Zone, den ich je erlebt habe. Dieser Saustall gehört aufgeräumt, das
muss, das wird Folgen haben. Eine Meldung an die DFL wird nur der Anfang sein»,
sagte der Schiedsrichter-Sprecher dem «Hamburger Abendblatt».
Vierter Mann gefordert Der frühere Bundesliga-Schiedsrichter fordert deshalb die
Einsetzung des vierten Manns im Unterhaus. «Wir haben in der Bundesliga
ausnahmslos beste Erfahrungen mit dem vierten Mann gemacht. Das Argument gegen
den vierten Mann für die zweite Liga waren immer die Kosten. Dieses ist seit
diesem Spiel nicht mehr haltbar. Es hat auf katastrophale Weise veranschaulicht,
zu was es führen kann, wenn es um den Aufstieg, um viel Geld geht.»
Bereits nach wenigen Minuten der Zweitliga-Begegnung hatte der Pressesprecher
von Eintracht Frankfurt die Fernsehbilder der Premiere-Kameras angeschaut und
Eintracht Trainer Friedhelm Funkel und dessen Co-Trainer Armin Reutershahn
informiert. Das Duo konfrontierte «konfrontierte und attackierte den
Schiedsrichter-Assistenten immer wieder mit ihren Erkenntnissen», so Amerell,
«das war der Versuch massivster Einflussnahme.»
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Kritik an Schiri Weiner (M.): "Klosterschüler aus
dem Kindergarten" |
Funktionäre als auslösender Teil der Tragödie Auch die Trainer von 1860 München verhielten sich «keinen Deut
besser.» Co-Trainer Reutershahn wurde während des Spiels sogar auf die Tribüne
geschickt. «Aber solche Typen wundern sich dann noch, wenn es auf dem Spielfeld
genauso chaotisch aussieht wie an der Seitenauslinie», sagt Amerell.
Überhaupt sieht Amerell in diesen Gebärden viel Konfliktpotenzial auf die
Zuschauer abfärben, wie auch die Morddrohungen gegen den schwedischen
Unparteiischen Anders Frisk zeigen. «Erkennen denn die Funktionäre, die sich da
im Bereich der Reservebank bewegen, nicht, dass sie der auslösende Teil der
ganzen Tragödie sind, die mit Morddrohungen und dem Ausstieg von Frisk als
Schiedsrichter endete? Diese Rasenden auf und neben den Bänken sind das Vorbild
für die Randgruppentäter auf den Rängen.»
Fair-Play- Diskussion für den Arsch Auch das ständige Appellieren der Funktionäre an das Fairplay
bezeichnet Amerell als Heuchelei: «Sie sprechen pausenlos von Fairplay, aber sie
meinen immer nur den eigenen Vorteil. Die ganze Fair-Play-Diskussion, bei der
sich die Trainer immer wieder hervortun, ist für den Arsch.»
Ebenso kritisiert Amerell das Sezieren mit Superzeitlupe, um mögliche
Fehlentscheidungen zu entlarven. Das habe mit Realität im Echtheitstempo nichts
mehr zu tun. Allerdings besäßen die Bilder eine starke Suggestivkraft für das
Publikum. Amerell fordert deshalb ein Ende: «Wir sind im Spiel 1860 gegen
Frankfurt an einem Eskalationspunkt angelangt, der Handlungsbedarf diktiert.
Oder deutlicher: Wir Schiedsrichter sind mit unserer Geduld am Ende. Wir haben
die Nase gestrichen voll und werden uns die Brutalisierung am Spielfeldrand ab
heute nicht mehr gefallen lassen.»(nz)
Quelle: www.pnp.de | 15. März 2005
Aus dem Innenleben eines
Schiedsrichters
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Wolfgang Stark hat diese Saison bislang 15
Erstliga- und vier Zweitliga-Spiele gepfiffen. „Nach dem Skandal habe ich keine
Zeitung gelesen, um die Konzentration zu behalten“, sagt der 35-Jährige. „Bei
einer Morddrohung wüsste ich nicht, wie ich reagieren würde.“ |
Wettskandal,
Morddrohungen,Medienschelte: FIFA-Referee Wolfgang Stark aus Landshut
spricht über die schwere Lage seiner Zunft und private
Folgen.
Herr Stark, Ihr Kollege Anders Frisk ist am Wochenende
nach Morddrohungen zurückgetreten. Können Sie seine Entscheidung
nachvollziehen? Stark: Wenn die Anfeindungen solche Ausmaße annehmen,
ist das ein schlimmes Zeugnis für die moralische Lage im Fußball. Ich kann seine
persönliche Entscheidung, die zu allem Überfluss durch einen Trainer mit
ausgelöst wurde, zumindest nachvollziehen. Schmährufe in den Stadien und
schimpfende Trainer sind dagegen ja ein Kinderspiel. Woraus ziehen Sie
derzeit Ihre Motivation, ins Stadion zu laufen und ein Bundesliga-Spiel
anzupfeifen? Stark: Ich liebe den Fußball und ich liebe meinen
Job auf dem Platz. Das hat sich durch die derzeit extreme Situation nicht
verändert. Verändert haben sich lediglich die Begleitumstände. Der Druck
auf Ihre Zunft hat sich seit dem Wettskandal immens erhöht. Wie steuern Sie dem
entgegen? Stark: Nachdem der Hoyzer-Skandal bekannt wurde, habe ich
vor den Spielen tagelang keine Zeitung gelesen. Bei all den Anschuldigungen und
Spekulationen hätte ich sonst die Konzentration verloren. Während eines Spiels
muss man natürlich jegliche Umstände ausblenden können. Ich glaube, das ist mir
und meinen Kollegen auch gelungen. Hatten Sie trotzdem hie und da Angst
vor einem falschen Pfiff? Stark: Konkrete Angst wäre das falsche
Wort. Angst vor dem Fehlpfiff zu haben, wäre auch denkbar schlecht - denn diese
Angst würde Fehler gerade verursachen. Ich denke, ich kann mich von dem Druck
freimachen
„Fremde Leute brüllen mich an“ Wie hat sich der Wettskandal auf Ihr Privatleben ausgewirkt?
Stark: Das war und ist nicht ganz leicht. Auf der Straße bin ich ständig
angesprochen worden. Da kommen Seitenhiebe, die unter die Gürtellinie gehen.
Wildfremde Leute brüllen von der anderen Straßenseite deinen Namen oder grölen
den Namen von Hoyzer. Auch meine Frau musste sich leider schon einiges anhören.
In solchen Situationen merkt man, wer zu einem steht und wer nicht. Was
können Sie gegen die Gefährdung der Privatsphäre tun?
Stark: Ich habe
schon seit längerem eine Geheimnummer. Und natürlich muss man sich im Laufe der
Jahre ein dickes Fell zulegen: Anfeindungen gehören zum Alltag. Zum Glück ging
es bei mir noch nicht so weit, dass mir mit dem Tod gedroht wurde - wobei ich
Morddrohungen auch bei uns derzeit nicht für undenkbar halte. Grundsätzlich
gehört es aber zum Leben eines Schiedsrichters, mit Drohungen
klarzukommen.
Die Kritik an den Schiedsrichtern ist gewachsen. Sind einige
von ihnen überfordert - und: Könnten Regeländerungen wie der Videobeweis Abhilfe
schaffen?
Stark: Ich bin ganz klar gegen den Videobeweis. Der würde
das Spiel zerstückeln und den Sport kaputt machen. Schiedsrichter machen genau
so Fehler wie Spieler: Man kann ja auch nicht den verzogenen Schuss oder den
durchgelassenen Kullerball abschaffen. Für sinnvoll halte ich dagegen,
technische Machbarkeit vorausgesetzt, den Chip im Ball. Wenn ein Chip dem Schiri
signalisiert, ob der Ball drin war oder nicht - prima!
Als Verantwortliche
von Frankfurt und 1860 beim Ligaspiel zwischen den Monitoren herumliefen, sprach
ihr Kollege Amarell von einem „Eskalationspunkt“. Sollte es künftig
Monitor-freie Zonen geben?
Stark: Das wäre wünschenswert, ich weiß aber nicht, ob so etwas nach den
aktuellen Regularien und Fernseh-Verträgen umsetzbar ist.
Müssten Trainer,
die sich lautstark über vermeintliche Fehlentscheidungen aufregen, schärfer
sanktioniert werden?
Stark: Strafen bei Fehlverhalten sind vom DFB
klar festgelegt. Was fehlt, ist der Sinn fürs Fairplay. Die Schiedsrichterteams
machen nach jedem Spiel eine ausführliche Kritikrunde. Wir sind kritikfähig -
aber sie muss sachlich bleiben und darf nicht ständig unter die Gürtellinie
gehen.
Angenommen, die Anfeindungen nehmen weiter zu: Halten Sie, ähnlich
wie Volker Roth, Schiedsrichter-Streiks für möglich?
Stark: In
Erwägung zu ziehen ist das durchaus - allerdings nur im äußersten Fall, wenn das
Umfeld gar nicht anders zur Besinnung zu bringen ist.
Sie selbst haben mit
24 ihr erstes Zweitliga-Spiel gepfiffen. Sind Schiedsrichter in diesem Alter der
Verantwortung gewachsen?
Stark: Ja, das glaube ich ganz gewiss. Man
durchläuft ja von der A-Klasse an jede Liga, bis man bei stetig guten Leistungen
eines Tages im Profifußball landen kann. Von 80 000 Schiedsrichtern in
Deutschland arbeiten derzeit 22 in der 1. und 2. Liga. Die künftigen
DFB-Schiedsrichter werden bei den Spielen beobachtet und bei DFB-Lehrgängen
gesichtet. Die Qualität hängt nicht mit dem Alter zusammen.
Glauben Sie,
dass sich der Wettskandal noch ausweitet und auch die 1. Liga betroffen ist?
Stark: Ich bin sicher, dass das Schlimmste überstanden ist und die 1.
Liga nicht betroffen ist.
Haben Sie jemals während der letzten Monate
nachgedacht, den Schiedsrichterjob hinzuschmeißen und nur noch als
Bank-Angestellter ihre Brötchen zu verdienen?
Stark (überlegt): Hm.
So direkt nicht - weil ich den Job wirklich sehr mag. So lange der Spaß
überwiegt, werde ich pfeifen. Sollte ich mich aber eines Tages persönlich und
ernsthaft bedroht fühlen, wüsste ich nicht, wie ich mich entscheide.
Interview: Uli Kreikebaum
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Bernd Heynemann pfeift 1998 in Marseille eine Begegnung der
Fußball-WM.
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Schiedsrichter Heynemann stimmt Amerell zu
"Die Worte von Herrn Roth und Herrn Amerell haben aufgerüttelt", sagte der
Magdeburger auf der Leipziger Buchmesse bei der Vorstellung seiner Biografie
"Momente der Entscheidung". "Wenn ein Profi den Ball nicht
ins leere Tor schießt, dann sind vielleicht am Ende auch noch die Schiedsrichter
daran Schuld. Die Verhältnismäßigkeit muss wieder hergestellt werden", forderte
Heynemann.
Seit dem Jahr 2002 bestimmt Bundestag statt Bundesliga seinen Alltag. Doch
mit den brisanten Themen seiner früheren Kollegen ist Heynemann bestens
vertraut. Schiedsrichter-Sprecher Manfred Amerell hatte in Bezug auf die Trainer von
"Heuchlern auf der Bank" gesprochen und gefordert, dass "dieser Saustall
aufgeräumt gehört". Der Vorsitzende des DFB-Schiedsrichterausschusses, Volker
Roth, schloss zudem einen Streik nicht aus. "Der Streik ist ein legitimes
Mittel. Aber ich denke, dass es vorher einen runden Tisch geben muss, an dem
alle Parteien sitzen", betonte Heynemann, der 115 Bundesligaspiele und 98
DDR-Oberliga-Spiele leitete.
Vom Profi-Schiedsrichter hält der 51-Jährige wenig. "Der Semi- Profi, wie wir
ihn jetzt haben, ist das bessere System. Ein Profi- Schiedsrichter garantiert
keine bessere Leistung", meinte er. Heynemann forderte die Abschaffung der
Altersgrenze für Schiedsrichter im bezahlten Fußball: "Hier
muss auch der Leistungsgedanke Einzug halten. Matthäus hat mit 40 Jahren immer
noch den besten Libero in der Bundesliga gespielt. Das gleiche gilt auch für
unsere Gilde." Die Altersgrenze für Bundesliga-Referees beträgt 47 Jahre.
"Um die Beeinflussung der Schiedsrichter während der Partie zu vermeiden,
sollten Monitore im näheren Umfeld des Spielfelds verboten werden", regte der
WM-Schiedsrichter von 1998 an. Zudem sprach sich Heynemann gegen die Einführung
des Video-Beweises aus: "Denn dann bräuchte man einen Oberschiedsrichter, der
von außen das Spiel unterbrechen
muss. Der Mann auf dem Feld hätte keine Autorität mehr."
Auch die Idee, den Ball mit einem Chip auszurüsten, um strittige
Torentscheidungen zu erleichtern, findet bei Heynemann keinen Anklang. "Wir
sollten die Kirche im Dorf lassen. Fußball muss ein einfaches Spiel bleiben.
Wenn wir alles überwachen, hätten die Stammtische auch nichts mehr zum
diskutieren", meinte Heynemann.
dpa | 03.12.2004 17:01
Quelle: www.op-online.de | 18. März 2005
"Was Herr Amerell sagt, ist heiße Luft"
Eintracht Frankfurts Trainer Friedhelm Funkel weist Vorwurf der
Stimmungsmache gegen Schiedsrichter energisch zurück
Frankfurt (sp/dpa) - Auch vier Tage nach dem unglücklich
verlorenen Spiel bei 1860 München (1:2) haben sich die Wogen bei der Frankfurter
Eintracht immer noch nicht geglättet. Dabei ist die Eintracht in Person von
Trainer Friedhelm Funkel nicht bereit, die Vorwürfe von Schiedsrichter-Sprecher
Manfred Amerell (wir berichteten) hinzunehmen. Funkel wehrt sich weiter vehement
und sieht darin auch kein Risiko für die kommenden Spiele. "Herr Amerell sagt
ja, die Schiedsrichter seien absolut souverän, also kann uns in den nächsten
Spielen wegen meiner Reaktionen nichts passieren", sagt Funkel, "zudem hat man
ja gesehen, was die Eintracht in den letzten beiden Jahren von ihrem Stillhalten
hatte, nämlich nichts."
Amerell hatte Funkel als "Stammkundschaft" bezeichnet,
also als einen Trainer, der den Schiedsrichtern immer auffallen würde. Dies sei
schlicht unwahr, hält der Eintracht-Coach dagegen, "ich habe seit fünf Jahren
keine Probleme mehr gehabt, keine Anklage und keine Geldstrafe." Grund für die
verbalen Angriffe des Münchner Schiedsrichter-Lautsprechers sei offenbar die
"wachsende Nervosität wegen der vielen nachweislichen Fehler, die gemacht worden
sind".
Auch den allgemeinen Vorwurf Amerells, "Rasende an der
Seitenlinie" seien Vorbilder für "Randgruppentäter auf den Rängen", will Funkel
nicht auf sich sitzen lassen. "Amerell macht Stimmung, die ich nicht richtig
ernst nehmen kann", sagt Funkel, "was der sagt, ist heiße Luft." Im übrigen hat
es in den Foren auf der Homepage der Eintracht nicht nach dem Spiel, sondern
erst nach Amerells bösen Worten heftige Reaktionen gegeben.
Für Forderungen der Schiedsrichter, Monitore aus den
Innenraum zu verbannen, um Trainern und Spielern die Möglichkeit zu nehmen,
währen des Spiels Fehlentscheidungen zu erkennen, sei die Eintracht der falsche
Ansprechpartner. DFL-Vertragspartner "Premiere" wird da das letzte Wort haben.
Funkel: "Das ist doch alles nur ein Ablenkungsmanöver." Auch der
Eintracht-Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen nahm gestern Stellung zu den
Vorwürfen. "Eintracht Frankfurt weist alle Vorwürfe von Herrn Amerell zurück",
heißt es in einer offiziellen Presseerklärung, "darüber hinaus hält der Verein
die Inhalte und die Wortwahl von Herrn Amerell für äußerst bedenklich."
Unterdessen hat auch der ehemalige Fifa-Referee Bernd
Heynemann Partei für die Bundesliga-Schiedsrichter ergriffen. "Der Schmusekurs
aus der Vergangenheit hat nichts bewirkt. Die Worte von Herrn Roth und Herrn
Amerell haben aufgerüttelt", sagte der Magdeburger. "Die Verhältnismäßigkeit
muss wieder hergestellt werden", forderte Heynemann. Auch die Streik-Drohung des
Vorsitzenden des DFB-Schiedsrichterausschusses, Volker Roth, sei "ein legitimes
Mittel". Aber vorher müsse es einen runden Tisch geben, "an dem alle Parteien
sitzen", betonte Heynemann, der 115 Bundesligaspiele und 98 DDR-Oberliga-Spiele
leitete.
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